Wochenplanarbeit
Einführend ist zu sagen, dass die Methode der Wochenplanarbeit als ein Teil des offenen Unterrichts zu betrachten ist, dennoch sich in ihr Freiarbeit, Stationslernen und Projektarbeit als weitere Teile finden lassen.
Definition:
Ein Wochenplan ist ein schriftlich fixierter Plan, der über einen „festgelegten Zeitraum“, der eine „Reihe verschiedener Aufgaben aus verschiedenen Lernbereichen“ beinhaltet und somit als Fächerübergreifend kategorisiert werden kann. Die Aufgaben setzen sich aus Pflicht-, Wahlpflicht und Zusatzarbeiten zusammen, die entweder der Lehrer anhand der Rahmenrichtlinien konkret vorgibt oder in offener Form vom Schüler selbst bestimmt werden können.
Eiko Jürgens teilt den Wochenplan in zwei Kategorien ein. Er nennt zum einen den „fächerübergreifenden Wochenplan“, der sich mit unterschiedlichen Unterrichtsstunden und Lerngebieten befasst und zum anderen den „ fachbezogenen Wochenplan“. Hier steht dem Schüler lediglich ein Lerngebiet zur Verfügung.
Zusätzlich kann man Wochenpläne in ihrer Art des Aufbaus differenzieren. In der geschlossenen Variante wird dem Schüler keine Möglichkeit zur Mitbestimmung der Aufgaben gelassen, während er sich in der offenen Variante komplett selbstständig und ohne Vorgaben des Lehrers Aufgaben und Materialien zu einem Oberthema wählen kann.
Als grobe Ziele des Wochenplanes lassen sich folgende Aspekte herausstellen:
Der Unterricht wird von der Lernerzentriertheit befreit und zu einem schülerzentrierten Arbeitskreis umgewandelt, der eigenständiges, selbstverantwortliches Arbeiten in den Vordergrund stellt. Wichtig hierbei ist, dass der Schüler selbstständig Motivation und Interesse entwickelt, sich mit bestimmten Themen auseinanderzusetzen und folglich einen individuellen Lernprozess und Lernfortschritt durchläuft. Der Schüler kann sich sein Lerntempo, den Umfang der Aufgaben (sowohl erarbeitende, weiterführende als auch vertiefende Aufgaben) und die Sozialform selbst aussuchen.
Wochenplanarbeit, im oben festgelegten Sinne, ist gedacht als eine unterrichtsbegleitende Maßnahme. Es wird also nie der eigentliche Lehrplan außer Acht gelassen. Vielmehr ist er als eine Art Methode zu betrachten, die eine sehr Lernerzentrierte Lernatmosphäre aufzulockern und an das Interesse und die Motivation der Schüler zu appellieren versucht.
Jürgens beschreibt sie als „Konzept der Unterrichtsstrukturierung und Organisation“. Wochenplanarbeit findet in ihrer ausgereiften Form einmal täglich 45-minütig statt. Hier kann der Schüler Themen aus den Unterrichtsstunden aufgreifen und selbstständig bearbeiten. Der Wochenplan weist dabei das Pensum aus, das jeder Schüler als sein Pflichtpensum zu bearbeiten hat.
Zur Einführung der Wochenplanarbeit ist kurz anzumerken:
Da den Schüler zunächst die sofortige Arbeit mit Plänen und die sinnvolle freie Zeiteinteilung für seine Aufgabenbearbeitung überfordern würde, ist es sinnvoll mit kleinen Arbeitsaufträgen zu beginnen, diese zu einem Tagesplan auszubauen und schließlich in Wochenplanarbeit münden zu lassen. Hintergrund hiefür ist, den Schüler mit der Methode, Verhaltensregeln in der Freizeitarbeit und den Möglichkeiten für seine selbstständige Recherche allmählich vertraut zu machen („Informations- und Induktionsphase“).
Huschke beschreibt die Arbeit mit Tagesplänen wie folgt:
„Tagespläne: Täglich wird zu Unterrichtsbeginn an die Tafel geschrieben und erläutert, was die Kinder in den Unterrichtsstunden eines Tages zu erwarten haben. Es folgt ein kurzes Gespräch mit Rückfragen und Vorschlägen zu diesem Plan. Einen Teil der Zeit sehen sie für selbstständige Arbeit der Kinder vor, in der vorher Gelerntes zu üben oder anzuwenden ist; Zeit und Anforderungen sind eventuell so bemessen, dass den Kindern Zeit bleibt, eigene Planungen zu verwirklichen.“
Kontrolle
Hat ein Schüler seine Aufgaben bearbeitet, ergeben sich folgende Möglichkeiten der Kontrolle:
Er kann, wie bei Freiarbeit üblich, sich einer Selbstkontrolle unterziehen, indem er Lösungsblätter vergleicht oder „selbstbeantwortende“ Materialien benutzt. Der zweite Kontrollweg für Schüler, ist die Ablage der gelösten Aufgaben in Kontrollkästen. Diese werden vom Lehrer in regelmäßigen Abständen kontrolliert. Der dritte Kontrollweg erfolgt gezielter durch den Lehrer, der sich der Aufgaben und des Wochenplanes nach dem gesetzten Zeitlimit annimmt und zusätzlich auch Mappenführung oder Klassenarbeiten zu dem Thema bewertet. Diese Kontrolle ist, neben der Beobachtung in regelmäßigen Abständen, pädagogisch unverzichtbar im Hinblick auf eine korrekte und angemessene Bewertung und Beurteilung der Schülerleistung im Wochenplanunterricht.
Um erfolgreichen Wochenplanunterricht durchführen zu können, müssen gewisse räumliche und materielle Voraussetzungen erfüllt werden. Des Weiteren sollten der Lehrkraft die vielfältigen Möglichkeiten der Sozialformen und der Hilfestellungen bewusst sein. Diese sollten auf die jeweilige Klasse abgestimmt und abwechslungsreich gestaltet sein.
Es scheint selbstverständlich, dass für Wochenplanarbeit geeignete Bedingungen im Klassenraum geschaffen werden müssen. Zu erwähnen wäre hier die räumliche Möglichkeit für schnelle Sozialformwechsel, eine angemessene Klassenbücherei mit Lexika und Lektüren, eine Spielecke, optimalerweise einen PC-Pool und Staumöglichkeiten für Freiarbeitsmaterialien. So wird dem Schüler eine Lernumgebung geschaffen, in der er seine „Selbstständigkeit“, seine sozialen Kompetenzen durch das Geben von Hilfestellungen und Beziehen von Hilfen, die Verantwortung für seine Arbeit“ und den Umgang mit Zeit fördern und trainieren zu können.
Materialien
Wie in jeder Art des Unterrichtes können verschiedene Materialien zum Einsatz kommen. Besonders geeignet sind Materialien, mit denen sich die Schüler selbstständig beschäftigen können.
Beispiele für geeignete Materialien:
Arbeitsblätter
Lernkarteien
Lernspiele
Schulbücher
Fachbücher
Internet/Lernprogramme
Portfolio
Das Material soll für die Schüler systematisches Lernen und Üben organisieren. Jedes Lernmaterial soll einen Schwerpunkt haben, um für die Schüler eine überschaubare Struktur zu gewährleisten. Zu dieser Struktur gehört auch der strukturierte Schwierigkeitsgrad, der von leichten zu schwierigen Aufgaben übergeht. Weiterhin soll das Material aber auch weiterführende Probleme und Fragestellungen aufwerfen, die von den Schülern mit Hilfe der verschiedenen, im Klassenraum vorhandenen, Informationen bearbeitet werden können. Die Themen des Materials sollten sich an den Interessen der Schüler orientieren und können auch mit deren Hilfe hergestellt, aufgebaut oder weitergeführt werden. Die Aufgabenstellungen sind überwiegend offen und können von den Schülern selbstständig, ohne direkte Hilfe, bearbeitet und kontrolliert werden. Bei der Kontrolle kann häufig in Gruppen- oder Partnerarbeit gearbeitet werden.
Informationsbeschaffung
Der Möglichkeit der Informationsbeschaffung kommt in der Wochenplanarbeit eine große Bedeutung zu. Die vom Kind geleistete selbstständige Beschaffung von Informationen zu bestimmten Themen fördert in erheblicher Weise den Lernprozess. Hierzu müssen den Schülern Möglichkeiten der Informationsbeschaffung eröffnet werden und Instruktionen, zum Beispiel zum Internet oder in der Bibliothek, gegeben werden. Es können auch in Lernkarteien Querverweise zu weiteren Informationen gegeben werden. Es gibt verschiedene, für Kinder geeignete, Möglichkeiten der Informationsbeschaffung:
Kinder- Lexika
Internet
PC- Programme
CDs/ Kassetten
Sachbücher
Filme
Broschüren
Prospekte
Zeitungen
Zeitschriften
Bibliothek, usw.
Das gesamte Material muss in überschaubarer Struktur im Klassenraum aufgestellt werden, sodass die Schüler sich selbstständig zurechtfinden und arbeiten können.
Regeln
In der Wochenplanarbeit müssen, sowohl von den Schülern als auch von den Lehrern, gewisse Regeln eingehalten werden. Diese Regeln können mit den Schülern gemeinsam aufgestellt werden, müssen aber zwingend genau mit den Schülern besprochen werden. Hierbei müssen die Ziele und Wünsche der Schüler mit denen der Mitschüler und des Lehrers in Einklang gebracht werden. Im Wochenplanunterricht sollen die Regeln handlungsleitend sein. Die Regeln sollten auf jeden Fall beinhalten, dass der Freiraum zum Arbeiten genutzt werden sollte, dass die Schüler sich nicht gegenseitig stören und so den Umgang miteinander lernen, dass die Schüler Ruhe und Ordnung lernen und dass sie den Umgang mit Materialien lernen.
Die Regelvereinbarungen sollen für alle sichtbar im Klassenraum notiert sein und immer wieder ins Gedächtnis gerufen werden.
Beispiele für Regelvereinbarungen:
Alle Wochenplanarbeiten werden in den Mappen der jeweiligen Fächer erledigt.
Arbeite möglichst selbstständig!
Wenn du Hilfe vom Lehrer benötigst, melde dich leise!
Eine Arbeit sollte erst beendet sein, bevor du eine Neue beginnst!
Arbeite ruhig und konzentriert an deinem Arbeitsplatz!
Störe die anderen nicht bei der Arbeit!
Führe alle Besprechungen leise durch!
Führe alle Arbeiten sorgfältig und ordentlich durch, auch wenn du mehr Zeit dafür benötigst!
Wenn du Aufgaben nicht geschafft hast, begründe es auf deinem Wochenplan!
Stelle alle benutzten Materialien wieder zurück an ihren Platz!
Nutze auch die freiwilligen Aufgaben!
Pro und Contra
Das abschließende Fazit bündel ich aus meiner gefertigten Ausarbeitung und aus meiner Erfahrung . Es wird deutlich, dass Wochenplanarbeit eine große Umstellung, sowohl für den Lehrer als auch für die Schüler mit sich bringt, dennoch aber eine enorme Möglichkeit bietet, den Unterricht abwechslungsreicher und effektiver für beide Seiten zu gestalten. Im Folgenden möchte ich nun noch eine Pro- und Contraliste beifügen.
PRO
eigenverantwortliches Lernen wird gefördert (Selbstständigkeit, Eigenverantwortung, Eigeninitiative, Selbstkontrolle)
Förderung sozialer Kompetenzen (Teamfähigkeit, Kooperationsfähigkeit)
Lernen wird von Schülern eher als sinnvoll empfunden, als bei fremdgesteuerten Lernprozessen
viele Differenzierungsmöglichkeiten
eigene Zeiteinteilung
Heterogene Klassengruppen sind kein Problem
Schüler hat mehr Freude am Lernen
Schüler erkennen Sinn des Lernens durch selbstgesteckte Ziele
fairere Beurteilung
Unterricht ist vielfältiger
Bildung zur Selbstbildung
CONTRA
Lernen und Arbeiten ist sehr zeitaufwändig
nicht immer für alle Schüler effektiv
hoher Vorbereitungsaufwand/ Nachbereitungsaufwand/ Organisationsaufwand/ Zeitaufwand
Inhalte benötigen Anleitung
Lautstärke
evtl. Überforderung von einzelnen Schülern
hoher Kostenaufwand (Material)
schwierige Leistungsbeurteilung
Schüler haben Schwierigkeiten mit der „Freiheit“ zu arbeiten
Leistungsdiskrepanz kann wachsen
leistungsschwache Schüler können sich unauffällig zurück ziehen
Schüler haben Probleme bei der Zeiteinteilung
Platzmangel
Quellen:
Jürgens, E.: Die neue Reformpädagogik und die Bewegung Offener Unterricht. 2000.
Huschke, P.; Mangelsdorf, M.: Wochenplanunterricht. 1994.
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