Offener Unterricht

26 November, 2006

Lernen an Stationen - Teil 2

Rolle der Lehrkraft

Die Rolle der Lehrkraft wandelt sich im Zuge offener Arbeitsformen vom „Belehrenden“ zum „Organisatoren und Helfer“. Den Schülern wird kein vorgefertigtes Wissen vorgesetzt, sondern sie sollen selbst forschen, entdecken und verstehen. Sie sollen sich als „Akteure selbstverantwortlichen Lernens“ (Lange, 2004, S.174.) begreifen.
Die Vorbereitung und Aufarbeitung eines Themas wird zu einem wichtigen Bestandteil der Lehrertätigkeit. Von großer Bedeutung ist es ein Thema für die verschiedenen Lernertypen aufzubereiten und den Lerngegenstand in verschiedene Aspekte für die Lernstationen bereitzustellen.
Während der Unterrichtszeit ist die Lehrkraft „Berater und Helfer“ und unterstützt die Schülerinnen und Schüler in ihrem Lernprozess. Das „Lernen an Stationen“ ermöglicht es der Lehrkraft auf einzelne Schülerinnen und Schüler einzugehen und das Arbeitsverhalten zu beobachten.
Nach Bauer lassen sich folgende Chancen für den Lehrer durch diese Methode aufzeigen (Vgl. Bauer, 1997, S.28/ 29):
- Der direkte Handlungsdruck im Unterricht wird abgebaut.
- Der Lehrer erhält mehr Möglichkeiten zum distanzierten Beobachten.
- Die Lehrkraft hat mehr Gestaltungsmöglichkeiten für produktive Arbeiten der Kinder.
- Die Lehrkraft hat mehr Möglichkeiten sich aus dem Mittelpunkt unterrichtlichen Geschehens herauszunehmen.
- Die direkte Beanspruchung (Energieaufwand) im Unterricht wird geringer. Intensive Vorbereitungen sind zwar zeitaufwändiger, aber nicht so energieaufwändig wie lehrerzentrierter Unterricht.

Es lassen sich aber dennoch neben vielen Chancen und Möglichkeiten für den Unterricht auch Risiken finden. Meiner Meinung nach sollte man über folgende Schwierigkeiten nachdenken und Bescheid wissen, um die nötige Geduld aufzubringen.
- Die direkte und dauernde Überprüfung der Kinder ist nicht möglich.
- Der Überblick über den Leistungsstand der Klasse geht eventuell vorübergehend verloren.
- Eltern bekommen eventuell vorübergehend Schwierigkeiten mit dieser Art Unterrichtsarbeit und der Lehrer muss sich rechtfertigen.
- Die Leistungsmessung wird schwieriger, zumindest scheint es so.
- Aktivität und Verantwortung müssen abgegeben werden, was manchem schwer fällt.

Organisation

Zur äußeren Gestaltung, der Klassenzimmergestaltung, lässt sich sagen, dass es keiner speziellen Anordnung der Tische bedarf, allerdings braucht man Ablageplätze für die Stationskarten und –arbeitsblätter. Hierfür eignen sich Fensterbänke, Pinnwände, überzählige Tische oder Stühle und Regale. Die Organisation und Bereitstellung der Arbeitsaufträge z.B. in Ablagekörben ist wichtig für den problemlosen Ablauf der Stationsarbeit.
Die Arbeitsaufträge der Stationen können in unterschiedlicher Form bereitgestellt werden, z. B. als schriftliche Arbeitsanweisung, Versuchsaufbauten, Hinweise auf Buchseiten oder Skizzen mit Aufforderungscharakter. (Vgl. Bauer, 1997, S. 46.)
Weitere Organisationspunkte sind das Anbringen von Hinweisschildern und Ziffernkarten, die den Schülern schon von ihrem Platz aus sichtbar sind und eine Orientierungshilfe darstellen. Ebenso hilfreich ist es, nicht die Schülertische als Station zu benutzen, damit Stationen längerfristig aufgebaut bleiben können und den Schülerinnen und Schülern gerade am Anfang ein fester Arbeitsplatz erhalten bleibt. (Vgl. Bauer, 1997, S. 48ff.)
Da den Schülerinnen und Schülern von Beginn an alle Arbeitsaufträge zur Verfügung stehen, und nicht „häppchenweise“ reingereicht werden, empfiehlt es sich Laufzettel vorzubereiten, damit die Schülerinnen und Schüler eine Übersicht haben und ihren Lernfortschritt dokumentieren können.


Fazit

Die besondere Stärke des „Lernen an Stationen“ liegt in der Möglichkeit alle Schülerinnen und Schüler inhalts- und lernzielgleich unterrichten zu können, ohne dass die Lernwege vereinheitlicht werden müssen.
Die Verantwortung für den eigenen Lernprozess können die Lehrkräfte schrittweise und typengemäß an die Schülerinnen und Schüler weitergeben.
Die Kunst der Unterrichtsgestaltung ist es „sich als Lehrenden selbst überflüssig zu machen“ (Bauer, 1997, S. 29).



Literatur:

Bauer, Roland: Lernen an Stationen in der Grundschule. Ein Weg zum kindgerechten Lernen. Berlin: Cornelsen Scriptor, 1997.

Hegele, Irmintraut: Einführung. In: Hegele, Irmintraut: Lernziel: Stationenarbeit. – 4. neu ausgestattete Aufl., Weinheim und Basel: Beltz, 1996. S.7-13 (=Werkstattbuch Grundschule)

Lange, Dirk: Lernen an Stationen. In: Kaiser, Astrid und Pech, Detlef: Unterrichtsplanung und Methoden, Baltmannsweiler: Schneider, 2004. (= Basiswissen Sachunterricht, Bd.5)